«Den Beruf leben»

«Den Beruf leben»
5. September 2019 Cathrin Münchbach
In FM bewegt

Porträt: José Moura, Tech­nischer Leiter bei Mobimo FM Service SA

Morgens, um Viertel vor sechs, wenn José Moura die Nachrichten auf seinem Handy liest, ist es meist noch dunkel draussen. Ist etwas in der Nacht vorgefallen, das sein Team wieder in Ordnung bringen kann? Haben seine Mitarbeitenden ein Anliegen? Sind sie vollzählig? José Moura informiert sich über sämtliche Abläufe seines Teams und kennt jeden Winkel im Quartier du Flon.

«Auch am Wochenende bin ich erreichbar, denn ein Quartierbetrieb läuft sieben Tage die Woche.» Ob wochentags, an den Wochenenden oder an aussergewöhnlichen Anlässen wie Konzerten und Street-Festivals, bei José Moura laufen alle Fäden zusammen: Von der Technik und Logistik, über die Sicherheit und Reinigung, bis hin zur Umsetzung der Zukunftspläne des aufstrebenden Quartiers.

Quartier du Flon – eine Stadt in der Stadt

2009 übernahm Mobimo Management AG das ehemalige Industrie-Quartier. Seit Anfang 2019 verantwortet die Mobimo FM Service SA im Quartier du Flon das Facility Management, welches schrittweise ausgebaut wird. Zurzeit beinhaltet dies die öffentlichen Räume und einen Teil der öffentlich zugänglichen Bereiche einiger Gebäude im Quartier. Der Flon umfasst 55’000 Quadratmeter – im Vergleich dazu: Ein Fussballrasen nach Fifa- und Uefa-Standard misst 105 x 68 Meter, was einer Fläche von 7‘140 Quadratmetern entspricht.

«Wichtig ist es, den Dienstleistungsgedanken zu leben und stolz darauf zu sein, im Flon arbeiten zu dürfen», sagt José Moura. «Denn für die täglich rund 20’000 Passanten und Besucher repräsentieren wir die Mobimo als Ganzes.»

Ein Wettlauf gegen die Zeit

Auch für die Reinigung des vierstöckigen Parking du Centre ist José Moura verantwortlich. Frisch duftet es im Treppenhaus des Parkings. Keine Selbstverständlichkeit, denn in der Morgendämmerung beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit für das Flon-Team: erst Wischen und Saugen, dann Waschen und Trocknen mit den speziell dafür ausgerüsteten Reinigungsmaschinen. Weiter: Sind die Lifte und die Treppenhäuser sauber, funktionieren die Beleuchtungen, sind diese sichtbar und die Notausgänge frei? Alles muss tipptopp sein, wenn die ersten Angestellten und Gäste im Quartier du Flon eintreffen.

«Starke Nerven haben und nichts von seinem Team verlangen, was man nicht selber tun würde!»

Ehrlichkeit schätze er und eine klare Haltung: «Ich muss mich auf mein Team verlassen können und mein Team sich auf mich», weiss José Moura aus Erfahrung. «Wir müssen schnell und professionell auf Zwischenfälle reagieren können. Wichtig sei auch der konstante Dialog mit seinem Vorgesetzten Christophe Marin. «Wir sind noch in der Aufbauphase innerhalb des Quartier du Flon sowie ausserhalb dessen, da ist ein agiles Handeln unerlässlich», ergänzt er.

Neulich, da gab es an einem Wochenende einen Wasserschaden in einem der Gebäude. Schnell war José Moura vor Ort, hat der Feuerwehr gezeigt, wo die Wasserrohre sind. Dann sämtliche Rapporte kontrolliert und unterzeichnet.

José Moura, Christophe Marin sowie sieben Spezialisten zählt das Facility Management vor Ort. Darunter drei Fachkräfte, welche die schweren Reinigungsmaschinen bedienen sowie vier Hauswarte (Concierges). Das gut eingespielte Flon-Team sorgt dafür, dass das hippe Quartier Tag und Nacht sicher und gepflegt bleibt.

Operatives Team Flon mit Leitung José Moura

Gut informiert sein und stets einsatzbereit

Vor allem ab Donnerstagabend bis Sonntagmorgen, wenn hart gefeiert wird und so manch heiterer Besucher erst um sechs Uhr morgens nach Hause geht, arbeiten José Moura und sein Team eng mit dem Sicherheitsdienst Protectas und der Polizei zusammen. Denn schon morgens um fünf Uhr starten die grossen Reinigungsmaschinen in den Gassen und Strassen des Quartiers.

«Ich muss abschätzen können, was ich delegieren kann und wann ich vor Ort gebraucht werde. Als mir beispielsweise mitgeteilt wurde, dass in einer der zum Abriss freigegebenen Gebäude eine illegale Party stattfindet, habe ich umgehend die Polizei angerufen und sie gebeten, das Gebäude zu räumen.»

Nichts dem Zufall überlassen

José Moura hat sämtliche Einsatzpläne des Flon-Teams ausgearbeitet. Zugute kam ihm dabei sein fundiertes Wissen über das Quartier du Flon. Er kennt die Abläufe in seinem Quartier, weiss, wann die Camions eintreffen und wann welche Besucher. Und natürlich kennt er auch die Handhabung der schweren Reinigungsmaschinen – von den grossen, die bis zu 1000 Litern Wasser fassen, bis zum kleineren elektrisch betriebenen Glutton, der jede noch so kleine Bodenritze säubert und zudem gut am Nachmittag eingesetzt werden kann, wenn bereits emsiges Leben und Schaffen im Quartier herrscht.

Alles im Griff – auch in der Entwicklungs- und Implementierungsphase

Meist ist es noch dunkel, wenn die Spezialisten ihre Arbeit beginnen. Deshalb seien Qualitätskontrollen am Tag notwendig: «Direkt mit den Verantwortlichen bespreche ich allfällige Mängel, damit diese sofort behoben werden können. Das hilft auch, uns als Team stetig zu verbessern.»

Spielende Kinder im Brunnen

«In der Romandie spezialisieren sich die Concierges auf Technik und Reinigung», erklärt José Moura. Jeweils zwischen sechs und neun Uhr morgens werden zusätzlich 200 Container sowie 100 öffentliche sanitäre Anlagen gereinigt. Nicht zu vergessen: die Sitzbänke, unterhalb der Rampen sowie die Sprayereien an den Wänden. Und natürlich der Brunnen mitten im Quartier, damit die Kinder sicher darin spielen können.

Eine positive Lebenshaltung

In den 80er-Jahren kam José Moura von Portugal in die Schweiz – nach Lausanne. Zu der Zeit war das Quartier du Flon, das nach dem gleichnamigen Fluss benannt wurde, noch ein stillgelegtes Industriequartier mit Lagerhallen und bunten Läden. Seither hat sich das Quartier stark gewandelt. «Das Quartier du Flon ist zu einer attraktiven Stadt mitten in der Stadt herangewachsen», sinniert José Moura. Auf die Frage wie man mit einer so grossen Verantwortung umgehe, antwortet er: «Ich versuche, das Positive im Leben zu sehen; das hilft mir, die Herausforderungen mit einem gelasseneren Blick zu betrachten» – und lächelt.