„Hakuna Matata“ – es gibt keine Probleme

„Hakuna Matata“ – es gibt keine Probleme
11. August 2020 Tina Zanotta
In FM bewegt

Porträt: Yusuf Shosi, Logistiker und Stv. Leiter Spedition bei Mobimo FM Service AG

Um 7.00 Uhr wochentags beginnt der Tag in der Spedition am Friesenberg 75: Die erste Lieferung der Schweizerischen Post steht auf dem Plan. Yusuf empfängt den Boten mit einem warmen Lachen und hilft ihm beim Ausladen von Brief- und Kleinpaketpost sämtlicher Firmen am Friesenberg 75. Sorgfältig kontrolliert er den Wareneingang und visiert den Lieferschein, bevor er den Boten verabschiedet und ihm einen schönen Tag wünscht.

Einige Minuten später steht bereits die nächste Lieferung an: Diesmal sind es 20 Paletten aus Österreich.

Wareneingang – Phase 1: Antransport und Warenannahme

Yusuf empfängt den Lastwagen auf dem Warenumschlagplatz vor dem Gebäude und winkt ihn ein, sodass die Lieferung optimal ausgeladen werden kann. Hier entladen sie Palette um Palette und manövrieren diese gekonnt mit dem Elektrostapler ins Gebäude zur Warenannahme.

Warenumschlagplatz und Warenannahme am Friesenberg 75

Wareneingang – Phase 2: Waren-Eingangskontrolle und Auslieferung an oder Einlagerung für den Kunden

Bei der Waren-Eingangskontrolle wird geprüft, gemessen und präzise erfasst:

  • Sind alle Dokumente, Liefer- und Bestellscheine vorhanden?
  • Erfassung der Bezeichnung jedes Artikels, Pakets oder jeder Palette.
  • Eintragen von Adresse und Empfänger bzw. Kontaktperson.
  • Kontrolle der Anzahl Pakete anhand des Transportscheins.
  • Ist die Verpackung unversehrt, gibt es Transportschäden?
  • Durchführen allfälliger Stichproben.

Gearbeitet wird in der Spedition mit vielfältigen Hilfsmitteln. Dazu gehören Elektro-, Hand- und Hubstapler, der Paletten-Rolli, Bindemaschinen und einfaches Klebeband. Erfasst wird die Ware am Computer mit verschiedenen PC-Programmen.

Auch eine Rarität leistet zuverlässig ihren Dienst. Es ist die robuste Toledo-Waage aus dem Jahr 1975: Auf ihr kann man Ware von 30 bis 1000 Kilogramm wägen.

Toledo-Waage

Jetzt gilt es, die empfangene Ware auf dem Wareneingangsschein zu erfassen, danach wird sie entweder eingelagert oder dem Kunden zugestellt.

«Jeder Tag ist eine neue Herausforderung»

„Es gibt nicht viele Fixpunkte in unserem Tagesablauf. Eine Herausforderung, die unsere Arbeit spannend macht, denn meistens treffen alle gleichzeitig ein: Lieferanten, Kunden, Kuriere, da ist eine gute Organisation das Wichtigste“, weiss Yusuf aus Erfahrung.

China, Finnland, Mexico, Ungarn etc.: Expresskuriere, Lastwagen, unterschiedlichste Sendungen, verpackt in Pakete und Paletten, erreichen oder verlassen jeden Tag die Spedition aus und in die ganze Welt. „Die letzten Eingänge erhalten wir um 16.30 Uhr, der letzte Warenausgang erfolgt an die Schweizerische Post um 17.30 Uhr“, ergänzt Yusuf.

Seit 30 Jahren nun arbeitet Yusuf als Logistiker, die Hälfte davon am Friesenberg 75. „Genau und flexibel sein. Offen, kommunikativ, zuverlässig und pünktlich sowie ein Flair für Organisation“, das sind Eigenschaften, die ein/e gute/r Logistiker/in gemäss Yusuf mitbringen sollte.

Kuriersendung

Yusuf hatte schon immer ein Talent für Koordination und Organisation. Geboren in Watamu, Kenia, absolvierte er 10 Jahre Schule mit dem Traum Professor zu werden, bevor er sich dafür entschied, nicht weiter die Schulbank zu drücken. Die Welt wollte er entdecken, die Liebe aber durchkreuzte seine Pläne und führte ihn in die Schweiz. Doch dazu später.

Seine Reise von Lamu in Kenia …

Nach der Primar- und Sekundarschule in Watamu – Dabaso und Gede – arbeitete Yusuf als Schreiber für die „Fishermen’s Cooperative Society“ in Malindi. Zuständig war er für die Koordination zwischen der Stadt, den Käufern und den lokalen Fischern. Eine der bedeutendsten Aufgaben war es, sicherzustellen, dass die Käufer die Fische zu einem gerechten Preis einkauften und die Stadt ihre Kommission für den Fischverkauf erhielt.

Ebbe und Flut bestimmten seine Arbeitszeiten

Seine Arbeitszeiten waren an den Meeresstand gebunden: Bei Flut war viel los, bei Ebbe genoss er seine Freizeit. So lernte er auch seine Frau Esther kennen, die 1981 ihren Urlaub mit Freundinnen in Kenia verbrachte.

… nach Thalwil in die Schweiz

Mit zwanzig Jahren – nach einem längeren Briefwechsel mit Esther – verbrachte Yusuf zum ersten Mal seine Ferien in der Schweiz. 1983 heirateten sie, bald folgten zwei Kinder. „Meine Schwiegereltern haben mich von Anfang akzeptiert und wie einen Sohn behandelt. So herzlich und liebevoll, ich habe mich sofort hier zuhause gefühlt.“

Yusuf ist stolzer Vater und Grossvater

Yusuf lebt nun seit fast 40 Jahren in der Schweiz. Auf die Frage, was er an Kenia vermisst, antwortet er: „Nebst Freunden aus Kinder- und Jugendtagen und meiner Familie vermisse ich nur die erntefrischen Früchte und den fangfrischen Fisch“. Mittlerweile ist Yusuf stolzer Grossvater zweier Enkelkinder. In seiner Freizeit verbringt er gerne Zeit mit seiner Familie, geniesst lange Wanderungen und das Schwimmen – dies zwar nicht mehr im Meer, dafür in unzähligen Seen und Flüssen.

Ein starker Teamzusammenhalt ist das A und O

Auf die Frage, was ihm am meisten Freude an seiner Arbeit bereitet, betont Yusuf den Kontakt zu all den verschiedenen Menschen: Kunden, Lieferanten, Kuriere und nicht zuletzt das Post- und Speditionsteam der Mobimo FM Service. „Wir sind ein eingespieltes Team und kennen uns gut. Wir können nicht nur miteinander lachen, auch in hektischen Situationen packen wir gemeinsam an – wir sind füreinander da. Wir unterstützen und helfen uns immer, das macht mir Freude.“ Ernst und Yusuf beispielsweise arbeiten bereits seit 15 Jahren zusammen und sind als Logistiker Teil des fünfköpfigen Post- und Speditionsteams.

Ein bestens eingespieltes Team: Yusuf und Ernst bei der Wareneingangskontrolle

Yusufs Lebensmotto: „Hakuna Matata“ – es gibt keine Probleme und „Pole Pole“ – nimm es locker. Yusuf hat immer ein Lachen übrig: „Am wichtigsten ist die Lebensfreude – es ist die süsseste Frucht, die wir ernten können“.

Autorin: Tina Zanotta